Welche Erkenntnisse wurden aus dem Starkregenereignis gezogen?

von

Swisttal-Heimerzheim

Das Starkregenereignis vom 14. Juli 2021 liegt nun ein Jahr zurück. Die Gedenkfeiern in der Ahr-Region und in unseren Nachbarkommunen Swisttal und Euskirchen haben nochmals eindrucksvoll dargelegt, wie notwendig jetzt nachhaltiger Hochwasserschutz und vorbeugende und überlegte Neubautätigkeit in allen betroffenen Überflutungsbereichen ist. Daher möchte ich heute meinen Blick ins Vorgebirge nach Bornheim richten und Sie über die bisher eingeleiteten Maßnahmen informieren und ansprechen, was in Zukunft in der Vorgebirgsstadt noch alles zu tun ist.

Richten wir zuerst einmal den Blick auf die Schadensumme, die die Stadt Bornheim an ihren Gebäuden, Straßen und Mauern hatte.  Im Juni 2022 informierte der Bürgermeister die Ratsmitglieder, dass nach einer internen Bestandsaufnahme das Schadenvolumen an der städtischen Infrastruktur derzeit mit 2,1 Mio. Euro beziffert wird.

Zur Wiederherstellung der Infrastruktur, z. B. an Kindergärten, Schulen, Denkmäler, Brücken und Plätzen, sowie an der verkehrlichen Infrastruktur wie Straßen, Rad- und Fußwegen hat das Land NRW eine 100%ige Förderung zugesagt, wenn die Kosten über 5.000 Euro je Schadensfall liegen und ein Wiederaufbauplan vorliegt. Den vom Land geforderten Wiederaufbauplan hat der Stadtrat im Juni 2022 einstimmig beschlossen. Die dort insgesamt aufgelisteten Schäden in Höhe von 2,1 Mio. Euro hofft die Stadt vom Land erstattet zu bekommen. Rund 1,1 Mio. Euro davon betragen die noch nicht abgeschlossenen Wiederherstellungsmaßnahmen auf verschiedenen Wirtschaftswegen in Kardorf, Walberberg, Waldorf und auf der Auelsgasse in Merten und auf der Rebenstraße in Kardorf.

Die Einzelmaßnahmen, die unterhalb der Summe des förderfähigen Betrages von 5.000 Euro liegen, betragen rund 37.000 Euro und verbleiben als Eigenanteil bei der Stadt Bornheim.   Zur Zwischenfinanzierung erster Schäden hat die Stadt einen Investitionskredit bei der staatlichen KFW-Bank aufgenommen, wie der Bürgermeister weiter informierte.

Ist Bornheim also mit einem „blauen Auge“ nochmals davongekommen? Wie sieht die Zukunft aus? Welche Lehren ziehen die Ratsmitglieder aus der Erkenntnis, dass der nächste Starkregen sich wahrscheinlich nicht 100 Jahre Zeit lassen wird?

Nach Messungen des Erftverbands, der in Bornheim die Kläranlagen betreibt, betrug am 14. Juli 2021 in Bornheim die durchschnittliche Niederschlagsmenge 90,5 Liter pro Quadratmeter (l/m²), in der Spitze am Messpunkt Lehmkaulerpfad in Walberberg, zwischen 15 und 20 Uhr, sogar 150 Liter pro Quadratmeter. Dies wären 15 Eimer mit je 10 Liter Volumen übereinandergestapelt, pro Quadratmeter. Auf dem Höhenrücken von Merten betrug die Niederschlagsmenge 130 Liter. Jenseits des Villewaldes, in Swisttal, betrugen die gemessenen Werte bis 180  l/m². Dies führte dort zu weit höheren Schäden.

Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass die Versiegelung der freien Landschaft mit Wohnhäusern und Straßen, insbesondere im Hangbereich des Vorgebirges, das Ableiten von Regenwasser ins städtische Kanalsystem und die Begradigung von Bachläufen gerade bei Starkregentagen zu verheerenden Überflutungen führen kann. Immer größere Abwasserkanäle können hier nicht die Lösung sein, auch nicht die Idee von einer „Schwammstadt“ Bornheim, in der das von den Vorgebirgshängen abfließende Regenwasser schon im Hangbereich aufgefangen wird, denn dafür fehlen vielerorts die notwendigen innerörtlichen Freiflächen für Flutmulden und Versickerungszonen.

Die innerörtlichen Freiflächen sind in den vergangenen Jahren vielfach bebaut worden. Unter den Stichworten Innen- bzw. Nachverdichtung und Weiterentwicklung der kleinen Höhenorte des Vorgebirges beschlossen die Ratsmitglieder erst in jüngster Zeit, der Bezirksregierung in Köln zusätzliche Baugebiete im Höhen- und Hangbereich des Vorgebirges vorzuschlagen. Doch bis auf die Hangflächen im Ortsteil Brenig lehnte die Regierungspräsidentin diese Bornheimer Vorschläge ab. Leitragende solcher „Baulandideen“ sind die Anlieger in der Ebene entlang der Landstraße 183 und entlang der Vorgebirgsbäche und der Siefentäler. Also jene Talbereiche, von Roisdorf bis Walberberg, die seit Urzeiten das Regenwasser von den Stauwasserböden im Villewald zu Tal fließen lassen. Wenn diese Siefen dann mit Straßen zugebaut werden wie z. B.  in Roisdorf und in Botzdorf und die Bäche in den Siefen in viel zu kleinen Kanälen verschwinden, dann sollte man sich nicht über Überflutungen bei einem Starkregen wundern.

Wenn Links und Rechts der Bornheimer Hangtäler Wohnsiedlungen entstehen, wie in Waldorf, Merten und Walberberg und sich in diesen Siefentälern statt mäandrierenden Wasserläufen und Rückhaltebecken Wohnhäuser ausbreiten, sind Schäden an den dort gebauten Häusern absehbar. Vermutlich spielte dies in der Vergangenheit bei der städtischen Bauleitplanung keine entscheidende Rolle, weil die damaligen Starkregenereignisse nur sporadisch, an unterschiedlichen Stellen auftraten und oft mehrere Ratsperioden zwischen den Ereignissen lagen. Da verblasste die Erinnerung an vergangene Hochwasserschäden. Auch die Stadt Bornheim hat ihre größten Gebäude in den 1970iger Jahren, wie Rathaus, Hallenfreizeitbad und das Franz-Farnschläder-Stadion in Bornheim mitten in den ehemaligen Altrheinarm (Gumme) gebaut. Ein Bereich der noch in den 50iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Frühjahr und nach Gewittern im Sommer unter Wasser stand.

Es bleibt also noch viel für Bornheims Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker zu tun. Besonders bei der Ausweisung von neuen Baugebieten sollten sie sich vorher die aktuellen Starkregengefahrenkarten ansehen. Bürgermeister Christoph Becker und seine Stadtverwaltung sind ebenfalls gefordert mit konkreten Maßnahmen den menschenmöglichen Hochwasserschutz umzusetzen, die bestehenden Regenrückhaltebecken regelmäßig jährlich zu warten und ebenfalls das städtische Kanalnetzt kontinuierlich zu ertüchtigen bzw. auszubauen.

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