Vor die Pumpe gelaufen

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Eine Chronik des Gezerres um eine städtische Wasserpumpe

Im Oktober 2017 stellten die damalige Roisdorfer Ortsvorsteherin Gabriele Kretschmer und der damalige Herseler Ortsvorsteher Franz-Josef Faßbender als Unterzeichner mit anderen für die CDU-Fraktion den Antrag, eine auf dem Otto-Wels-Platz (Rathausparkplatz) in Roisdorf stehende Dorfpumpe nach Hersel zu versetzen.

Hintergrund: Der Architekt und Eigentümer der einstigen Herseler Dorfschule Klaus Knevels wollte vor seinem Denkmal -Dorfschule- diese Pumpe neu aufstellen. Nach seiner Recherche sollte dort eine baugleiche Wasserpumpe einst gestanden haben. Im Vorfeld der anstehenden Entscheidung im Fachausschuss hatte die ehemalige stellv. Bürgermeisterin Petra Heller (CDU) beim Verein „Heimatfreunde Roisdorf“ nachgefragt ob von deren Seite Bedenken gegen diese Translozierung bestünden. Dies wurde verneint und so beschloss der Stadtentwicklungsausschuss (StEA) im November 2017, die Stadtverwaltung sollte prüfen, ob diese Pumpe nach Hersel versetzt werden kann. Auf meinen Antrag wurde ferner beschlossen, bevor die Versetzung stattfinde, ebenfalls zu prüfen ob die Kolbenpumpe in die Denkmalliste aufgenommen werden kann.

Erst im Juli 2019 wurde erneut im StEA über dieses Anliegen debattiert. „Das Prozedere habe so lange gedauert, weil der Architekt Kevels im Dezember 2017 verstarb und die Stadtverwaltung deshalb zunächst von weiteren Anfragen an die Erben absah. Diese waren zwischenzeitlich erneut an die Stadt herangetreten und hatten die Bitte geäußert, dass sie den Wunsch des Verstorbenen gerne weiterhin umsetzen möchten“, so jedenfalls lautete die neue Information der Stadt Bornheim, im Sachverhalt der Sitzungsvorlage. Daraufhin beschloss der Ausschuss wieder einstimmig, die Pumpe nach Hersel zu versetzen und in die Denkmalliste einzutragen.

So weit, so gut? Nein, jetzt regte sich Widerstand bei heimatkundlich interessierten Bürgern in Roisdorf. Insbesondere der Roisdorfer Bürger Peter Berrisch kritisierte vehement diese Entscheidung. Berrisch hatte mit Unterstützung des Bornheimer Stadtarchivs ein umfangreiches Dossier über die Roisdorfer Wasserversorgung erarbeitet und plante eine Veröffentlichung. Insbesondere die Wasserversorgung entlang der Roisdorfer Brunnenstraße, mit zwei öffentlichen und mehreren privaten Brunnenanlagen mit Kolbenpumpen, stellte einen wichtigen Bestandteil seiner recherchierten Ortsgeschichte dar.

Im Mai 2020 informierte die Stadt die Ratsmitglieder erneut über den aktuellen Sachstand, dass die neuen Eigentümer der alten Herseler Dorfschule jetzt unter den vom StEA beschlossenen Auflagen von der Versetzung der Pumpe Abstand genommen hätten. Deshalb würde die Pumpe in Roisdorf auf dem Otto-Wels-Platz am Rathaus verbleiben. Die Eintragung in die Denkmalliste solle aber trotzdem vorgenommen werden. Damit war vorerst wieder Ruhe eingekehrt und der dörfliche Friede herrschte unter den Akteuren.

Ein erneuter Versuch

Ein Jahr später -im Mai 2021- beantragte diesmal der Bornheimer Heimat- und Eifelverein bei der Stadt Bornheim eine Versetzung der historischen Wasserpumpe an die Brunnenstraße. Der Wanderverein beabsichtigte einen Themenwanderweg mit dem Namen „Bornheimer Quellenweg“ zwischen Roisdorf und Botzdorf einzurichten.  Dabei sollen Gebäude und Gegenstände der ehemaligen und heutigen Trinkwasserversorgung von Roisdorf und Bornheim mittels Informationstafeln erläutert werden.

Daher wurde der Vorstoß des Bornheimer Heimat- und Eifelvereins von vielen Mitgliedern der Roisdorfer Heimatfreunde begrüßt, diese Pumpe wieder an ihren ursprünglichen Ort an die Brunnenstraße zu versetzen und in den geplanten Themenwanderweg „Bornheimer Quellenweg“ als 8. Station aufzunehmen.

Doch als der Bürgerausschuss der Stadt Bornheim diesen Bürgerantrag des Eifelverein im August 2021 diskutierte wurde kein Beschluss gefasst, weil u.a. der Stadtverwaltung kein Planungskonzept dieses „Quellenwanderweges“ vorlag. Ebenfalls hatten die Antragssteller in ihrem Antrag nicht dargelegt, ob sie bereit wären die Kosten der Versetzung innerhalb Roisdorfs zu übernehmen.

Die Mitglieder des Vereins Roisdorfer Heimatfreunde diskutierten in ihrem Mitgliedertreff Ende August erstmals den neuen Sachstand und die Initiative des Eifelvereins. Eindringlich wurde die Absicht bekundet, den Eifelverein bei der Versetzung der Pumpe zu unterstützen und auch, wenn dies gewünscht würde, das Projekt mitzufinanzieren.

Noch in den 1960iger Jahren stand die Dorfpumpe an der Brunnenstraße 73-75

In dieser Heimatfreunde-Sitzung wies ich auf die einmalige Chance hin, mit einer entsprechenden Hinweistafel neben dieser öffentlichen Wasserpumpe, auch gleichzeitig an das alte Dorfleben auf der Brunnenstraße zu erinnern. Denn nur die wohlhabenden Hausbesitzer konnten sich vor 1899 eine eigene Trinkwasserversorgung in ihrem Hofbereich erlauben. Daher waren die zwei öffentlichen Wasserpumpen für viele Bewohner der Brunnenstraße eine wichtige Daseinsfürsorge der Gemeinde Bornheim.

Erst Anfang des 20. Jahrhunderts versorgte eine Druckwasserleitung die Häuser des Roisdorfer Unterdorfs mit Trinkwasser. Die Heimatfreunde beschlossen nun ebenfalls, sich an den Bürgermeister und die Ratsmitglieder zu wenden und ihre finanzielle Unterstützung verbindlich zuzusagen, wenn die Pumpe wieder ihren ursprünglichen Standort an der Brunnenstraße bekommen würde.

Ein Sinneswandel

Leider wurde dieser Brief an den Bürgermeister, mit Datum vom 1. September 2021, nicht an das Ratsbüro zur Weiterleitung an die Ratsmitglieder durchgereicht, sondern einfach auf einem Rathaustisch liegen gelassen. Dies sorgte für die erste Verärgerung unter den Heimatfreunden, weil ihre Mail, mit der ausdrücklichen Bitte um Weiterleitung an die Entscheidungsträger im StEA, nicht beachtet wurde. Diese Missstimmung steigerte sich, als die Heimatfreunde aus dem im Oktober veröffentlichten Sitzungsschreiben der Stadt erfuhren, dass der Eifelverein nun nicht mehr die Brunnenstraße, sondern eine Wiese neben dem Geh- und Radweg AUF DER LÜSTE als neuen Standort auserkoren hatte. Obwohl die Eifelvereinsvorsitzende Hilka Farnschäder-Händel vorher, am 8. September, in einem Schreiben des Eifelvereins an den Bürgermeister schrieb: „Falls es zwingende Gründe seitens der Stadt Bornheim gibt, den früheren Standort an der Brunnenstraße auszuschließen, kann über einen anderen öffentlichen Standort an der Brunnenstraße selbstverständlich gesprochen werden.“

In einem erneuten Schreiben an den Bürgermeister nahmen die Roisdorfer Heimatfreunde auch zum Vorschlag LÜSTE des Eifelvereins Stellung und äußerten ihre Bedenken zum neuem Aufstellungsplatz AUF DER LÜSTE, der keinen Bezug zum historischen Standort an der Brunnenstraße hat.

Doch erst am Wochenende vor der Sitzung per Mail, und zusätzlich in der StEA-Sitzung am 27. Oktober wurde den Ausschussmitgliedern die beiden Schreiben der Heimatfreunde als Tischvorlage präsentiert. Im Vorfeld hatte ich die SPD-Fraktion und weitere Ratsfraktionen per Mail gebeten, in der Sitzung folgenden Kompromiss vorzuschlagen: Der Stadtentwicklungsausschuss fasst keinen Beschluss zur Versetzung auf die Lüste, sondern beschließt, dass beide Vereine mit der Stadt Bornheim gemeinsam und einvernehmlich nach einer Lösung der Standortwahl suchen. Doch CDU- und GRÜNE Ausschussmitglieder, gemeinsam mit dem neuen Roisdorfer Ortsvorsteher, lehnten diesen SPD-Antrag ab. Beschlossen wurde auf Antrag des Ortsvorstehers: Der StEA beauftragt die Verwaltung mit der Versetzung der Pumpe vom Rathausparkplatz nach Roisdorf. Der endgültige Standort und die fachgerechte Aufarbeitung wird durch den Heimat- und Eifelverein, in Absprache mit der Stadt Bornheim, umgesetzt.

Damit wurden die Roisdorfer Heimatfreunde bewusst aus dem Verfahren ausgeschlossen. Nun bestimmt der Bornheimer Eifelverein wo und wie an die Roisdorfer Ortsgeschichte erinnert wird.

Meine Meinung:
Mit dieser Mehrheitsentscheidung des zuständigen Fachausschusses im Bornheimer Stadtrat wurde ein Keil zwischen zwei Bornheimer Heimatpreisträgern getrieben, die sich um die historische Aufarbeitung von Bornheimer Ortschaften verdient gemacht haben. Nur diesmal mit einem etwas anderen Ansatz. Der Beschluss, den Roisdorfer Heimat Verein bei der Standortsuche auszuschließen, zeugt nicht von einem demokratisch fairen Diskurs, sondern von einer Basta-Mentalität. Einer Roisdorfer CDU-Frau gelang am Rande der Sitzung die ultimative Zuspitzung mit den Worten: „Wer die Versetzung bezahlt, bestimmt auch wo die Pumpe hinkommt“.

Meine in der Ausschusssitzung geäußerte Kritik an dem vom Heimat- und Eifelverein jetzt neu bevorzugten Standort in der Grünanlage der Straße AUF DER LÜSTE liegt einfach gesagt am willkürlich erfundenen (Fake)- Standort. Er hat keinen Bezugspunkt zur Roisdorfer Trinkwasserversorgung und ist ebenfalls weitab vom ursprünglichen Standort BRUNNENSTRASSE. Da selbst der Heimat- und Eifelverein bislang immer die Brunnenstraße als einen von ihm bevorzugten Standort der Pumpe für seinen Themenwanderweg vorgeschlagen hatte, ist der urplötzliche Sinneswandel nicht nachvollziehbar. An der Brunnenstraße ist die Stadt Eigentümerin einer kleinen Parzelle zwischen den Häusern 73 und 75, dem ehemaligen Standort der Dorfpumpe und von zwei unbebauten Grundstücken. Dies sind der Vorplatz des Hauses 53a und der Parkplatz Brunnenstraße mit seinen Grünflächen. Im Bereich des Hauses 53a stand einst sogar eine öffentliche Wasserpumpe, wie die Autoren der jetzt veröffentlichten Broschüre über die Roisdorfer Wasserversorgung schreiben.

Daher wollte die SPD-Fraktion mit ihrem Kompromissantrag nur dazu beitragen, dass für die beabsichtigte, kostenintensive Versetzung und Restaurierung der Pumpe gemeinsam und einvernehmlich ein geeigneter Standort an der Brunnenstraße gefunden wird. Leider haben Ausschussmitglieder der CDU und der Grünen Fraktion mit ihrer Entscheidung, die Roisdorfer Heimatfreunde außen vor zu lassen, der Roisdorfer Ortsgeschichte einen Bärendienst erwiesen und jetzt offensichtlich einem erfundenen und irreführenden Standort den Weg bereitet. Da nützt auch eine Hinweistafel am Standort Lüste nicht wirklich. Vielleicht gibt es aber unter dem Gesichtspunkt des Denkmalwertes der Wasserpumpe, im Gespräch zwischen Denkmalbehörde und Eifelverein, ein Nachdenken über die originäre Absicht, mit dem Themenpfad „Bornheimer Quellenweg“ Schülerinnen und Schülern sowie Neubürgern die reale Ortsgeschichte näher zu bringen. HSt.

2 Gedanken zu „Vor die Pumpe gelaufen“

  1. Es ist wie in der „großen Politik“. Die, die sich die Arbeit machen und alles erarbeiten, werden nicht gehört. Ich finde die Pumpe sollte auf die Brunnenstraße – wo auch ihr ursprünglicher Platz war. Sie gehört dort hin und an keinen anderen Platz.

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